Besuche des Musicals „Daens“

Am Donnerstag, den 12. Mai hatten 31 Niederländischschüler des 5. und 6. Jahres die Gelegenheit in Puurs (Provinz Antwerpen) im Studio 100 Pop-Up Theater das Musical Daens zu besuchen. Daens erzählt die Geschichte des flämischen Priesters Adolf Daens, der sich am Ende des 19. Jahrhunderts in Aalst für die Rechte der Arbeiter einsetzte, indem er eine eigene flämische christlich-demokratische Partei, die Christene Volkspartij, gründete und auch ins Parlament gewählt wurde.

Die Vorfreude war besonders bei den Lehrpersonen groß, da wir inzwischen seit 2 Jahren darauf warteten, endlich das Musical zu besuchen, welches aufgrund von Corona bereits zweimal verschoben wurde. Nach einer gut zweistündigen Busfahrt mit dem Unternehmen TSE wurden wir unter strengen Sicherheitsvorlagen zu unseren Plätzen auf Tribüne D gebracht. Da die Tribünen sich während der Vorstellung bewegen würden, sei es nicht erlaubt aufzustehen und nur unter besonderen Umständen möglich den Raum zu verlassen, erklärte man uns. Zeitig um 10 Uhr 30 begann dann eine ganz besondere Vorstellung. Wie der Name des Theaters es verrät, handelt es sich um ein POP-UP Theater, bei dem tatsächlich das Bühnenbild aufpoppt, sich ständig verändert und bewegt. Durch die bewegenden Tribünen sitzt der Zuschauer mal klassisch, wie im Theatersaal, dann jedoch wie in einem Stadion oder einem Zirkus. Auf diese Weise ist die Bühne mal größer, mal kleiner. Durch die ständig ändernde Perspektive ist der Zuschauer näher am Geschehen dran und wird schließlich vollständig in die Geschichte eingesogen. Das Bühnenbild funktioniert mit modernster Technik. Durch Projektionen und Soundeffekte werden Landschaften, Gebäude und Situationen so lebendig, dass wir uns als Zuschauer auf unseren Rängen plötzlich als Teil des Parlaments sahen und fühlten, in dem Adolf Daens eine wichtige Rede hält. Nachgebaute Spinnmaschinen, eine Eisenbahn, die durch die Halle fuhr, dressierte Pferde und Hunde sowie zahlreiche Spezialeffekte, wie Feuerwerk und ein brennendes Haus bereicherten die packende Geschichte und Inszenierung und stellten das Leben und Arbeiten im Zeitalter der Industrialisierung lebensecht nach. Die Handlung selbst blieb dabei traditionell in der Darstellung und nah an Stijn Coninx Film aus dem Jahre 1992, der zahlreiche Preise und eine Oscarnominierung erhielt.

Die berührende Musik und den Gesang sowie das Geschehen an sich nahmen wir über Kopfhörer wahr. Diese ermöglichten dem Zuschauer in der großen Theaterhalle, gleich an welcher Stelle man sich befand, ein packendes Sounderlebnis zu haben. Ohne pathetisch zu sein, erzählten uns die Schauspieler das Leben von der Katholikin Nette Scholiers und ihrer Liebe zu dem Sozialisten Jan De Meeter in einer Zeit, in der in unserem Land die Ausbeutung der Arbeiter und Arbeiterinnen sowie Kinderarbeit in menschenunwürdigen Zuständen auf der Tagesordnung stand. Auch der Sprachenstreit, der in dieser Zweiklassengesellschaft eine Rolle spielt, wurde zum Ausdruck gebracht. Die Kritik an der damaligen Haltung der Kirche in der sozialen Frage wurde mit Humor unterlegt. Nettes Hadern mit der Kirche und dem Glauben wurde sehr berührend in einem Solo, bei dem die Zuschauer ihr ganz nah waren, zum Ausdruck gebracht.

Nach 2 Stunden und 15 Minuten erzählt das Musical Daens‘ Lebensende, versehen mit der Hoffnung, dass am Ende des Horizonts ein neuer Tag beginnt und es sich lohnt für Gerechtigkeit zu kämpfen.

Sehr bewegt und auch (technik)begeistert kehrten wir zum Bus und nach Eupen zurück.

Unser Dank geht auf diesem Wege auch an die Taalunie, die einen Teil dieser außerunterrichtlichen Aktivität finanzierte.

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